Fluarztbörse Bordmagazin

Medical Assistance Service: Bordblog

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Dr. med. Kerstin Reimann

Repatriierung eines Tauchunfall-Patienten von den Malediven nach München

Als Flugärztin hatte ich schon viele Einsätze, aber die Repatriierung einer Patientin nach einem Tauchunfall mit Dekompressionskrankheit (DCS) aus den Malediven nach Berlin war eine große Herausforderung. Der Repatriierungseinsatz erforderte nicht nur präzises medizinisches Wissen, sondern auch schnelle Entscheidungen und kontinuierliche Anpassung an die sich ständig ändernden Bedingungen an Bord.

Der Einsatzbeginn
Der Anruf kam gegen 12 Uhr mittags. Die medizinische Einsatzkoordination informierte mich über einen schwer verletzten Taucherin auf den Malediven, die nach einem Tauchunfall mit Dekompressionskrankheit in einem lokalen Krankenhaus behandelt wurde. Die 38 jährige Patientin war nach einem Tauchgang in 30 Metern Tiefe zu schnell aufgestiegen, ohne die notwendigen Sicherheitsstopps einzuhalten. Sofort nach dem Auftauchen klagte sie über Schwindel und Kribbeln in den Extremitäten, typische Symptome einer Gasembolie.

Das medizinische Team vor Ort hatte bereits eine Sauerstofftherapie eingeleitet, die als Standardbehandlung für Dekompressionskrankheit gilt, aber der Zustand der Patientin verschlechterte sich. Aufgrund der zunhemnden Dekompressionskrankheit bestand die Gefahr dauerhafter neurologischer Defizite oder Organischämien durch Gasembolien. Die Entscheidung war getroffen: Der Patient musste sofort ein Dekompressionskammerbehandlung erhalten.

Vorbereitung auf den Transport
Ich reiste sofort nach Malé, um mich mit dem lokalen medizinischen Team und den behandelnden Ärzten auszutauschen. Es war wichtig, den Patienten vor dem Transport weiter zu stabilisieren und sicherzustellen, dass alle notwendigen medizinischen für den Flug einsatzbereit waren. In der Praxis bedeutete das, die Flugvorbereitung zu treffen, einschließlich der Kontrolle von Sauerstoffgeräten, Medikamenten und IV Lösungen. Für den Transport stand ein medizinisch bestens ausgestatteter Privatjet zur Verfügung, um den Zustand des Patienten während des Flugs zu überwachen und notfalls schnell eingreifen zu können.

Die Patientin war nach wie vor an einer hochdosierter Sauerstofftherapie angeschlossen, um den Sauerstoffpartialdruck zu erhöhen und die Gasembolien zu verdrängen. Kommunikation mit den Piloten, dass die Flugroute und die Flughöhenanpassung den therapeutischen Anforderungen einer Dekompressionskrankheit entsprachen. 

Der Flug : Medizinische Herausforderungen und Interventionen
Der Flug begann um 17 Uhr Ortszeit, und es war sofort klar, dass der Transport nicht ohne Herausforderungen verlaufen würde. Während des ersten Teils der Reise war die Patientin noch stabil, aber die Luftdruckveränderungen in der Kabine führten zu einer Verstärkung der Symptomatik und einer zunehmenden Neurologie.

Die Sauerstoffversorgung wurde sauf 100% Sauerstoff umgestellt, um eine Hyperoxie zu erzielen und die Absorption von Stickstoffgas aus den Geweben zu maximieren. Die Patientin klagte auch über zunehmende, stechende Kopfschmerzen, was einen möglichen cerebralen gasembolischen Schlaganfall (Cerebral Air Embolism, CAE) nahelegte. 

Ich begann, zusätzlich Intravenös (IV) Glukokortikoide zu verabreichen, um etwaige entzündliche Reaktionen im Gehirn zu hemmen und die Schwellung des Nervengewebes zu verringern. Parallel dazu monitorierte ich regelmäßig die Blutgaswerte und den Sauerstoffpartialdruck (PaO₂).

Ein weiteres Risiko während des Flugs war die Entwicklung einer pulmonalen Gasembolie (PGE), die durch den Transport in einer niedrigen Sauerstoffumgebung und die möglichen Druckschwankungen verstärkt werden könnte. Zur Vermeidung dieser Komplikation war es entscheidend, den Patienten auf Dauer-Sauerstoffversorgung zu halten und keine plötzlichen Veränderungen der Flughöhe vorzunehmen.

Zwischenstop in Dubai
Nach etwa sechs Stunden Flug landeten wir in Dubai. Die neurologischen Symptome des Patienten hatten sich stabilisiert, aber ein Cluster Kopfschmerz blieb bestehen. Eine Echokardiographie und eine Doppler-Ultraschalluntersuchung vor Ort ergaben keine Anzeichen einer einer akuten Lungenembolie.

Der behandelnden Ärzte in Dubai und ich diskutierten die nächste Phase des Transports und entschieden uns, mit einer stabilen medizinischen Versorgung weiter zu fliegen.

Weiterflug und Ankunft in Nürnberg
Nach weiteren fünf Stunden Flug erreichten wir Nürnberg. Die letzte Etappe des Transports verlief ruhig. Bei der Ankunft wurde die Patientin unmittelbar ins HBO Zentrum ind München bodengebunden transportiert, um die Dekompressionstherapie in der Druckkammer zu starten.

Dr. med. Hanna Eisleben

Als Ärztin habe ich die Möglichkeit, Menschen in kritischen Situationen zu helfen. Besonders herausfordernde und zugleich bereichernde Erfahrungen sind meine Tätigkeit im Medical Assistance Service, insbesondere als repatriierende Ärztin. In diesem Blogbeitrag möchte ich einpaar persönliche Erlebnisse und Einsichten aus der Repatriierung teilen.

Medical Assistance Service bietet umfassende Unterstützung für Menschen, die im Ausland mit medizinischen Notfällen konfrontiert werden. Diese Dienste reichen von medizinischer Beratung über die Organisation von Evakuierungen bis hin zur Koordination mit lokalen Gesundheitseinrichtungen. In dieser anspruchsvollen Umgebung konnte ich meine Fähigkeiten auf die Probe stellen und viel über die interkulturellen Herausforderungen lernen.

Eine der prägendsten Erfahrungen hatte ich, als ich gerufen wurde, um einen Patienten aus Ägyptenl zurückzubringen. Der Patient hatte sich beruflich in Somalia eine offene Unterschenkel Fraktur zugezogen, die vor Ort nicht durchgeführt werden konnte. Die Herausforderung bestand darin, kurzfristig eine geeignete Klinik zu finden, die sowohl die erforderliche OP anbieten konnte als auch bereit war, den Transport zu koordinieren.

Die Zeit drängte, ich war in ständigem Kontakt mit dem lokalen Krankenhaus, unserem Medical Team, dem Piloten und dem Patienten. Es war eine stressige Situation, aber die Notwendigkeit, schnell zu handeln, hat uns alle motiviert. Letztendlich fanden wir eine Klinik in Dubai, die bereit war, den Patienten zu übernehmen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt meiner Arbeit ist die kulturelle Sensibilität. Wir werden immer wieder zu einem Patienten gerufen, der in einem Land mit stark unterschiedlichen medizinischen Traditionen behandelt werden müssen.

Die Technologie hat mir bei meiner Arbeit enorm geholfen. Während eines Einsatzes konnte ich über Telemedizin direkt mit einem Facharzt in meinem Heimatland kommunizieren. Diese direkte Verbindung erlaubte es uns, schnell auf die spezifischen Bedürfnisse des Patienten einzugehen und eine maßgeschneiderte Behandlungsstrategie zu entwickeln. Es war beeindruckend zu sehen, wie moderne Technologien unsere Arbeit unterstützen und die Qualität der Patientenversorgung verbessern können.

Ich bin dankbar, Teil eines Repatriierungs-Teams zu sein, das in kritischen Momenten Menschen unterstützt und ihnen hilft, sicher nach Hause zurückzukehren. Diese Erfahrungen haben meine Sicht auf die Medizin und die Bedeutung der menschlichen Verbindung in schwierigen Zeiten geprägt. Die Flugarztbörse hat beim Zustandekommen der ersten Einsätze sehr geholfen.

Torsten Grunert

Erfahrung zu Einsätzen
Ich bin seit gut einem Jahr bei der Flugarztbörse dabei. Trotz guter Qualifikationen (Facharzt für Allgemeinmedizin, Zusatzbezeichnung Chirotherapie, seit 2001 niedergelassen, ehrenamtlich beim DRK aktiv, aktuelle ACLS-Lizens bis 11/21, DIVI-Intensivtransportschein) . Der Erwerb der Qualifikationen war durchaus arbeitsreich, kostenintensiv und zeigte mir durchaus manchmal auch meine Grenzen auf. Sicher, ich bin kein routinierter Intensivmediziner; das gehört bei mir typischerweise nicht zum Tagesgeschäft. 
Da ich alpinistisch begeisterter Alpinskifahrer und Bergwanderer bin, bin ich speziell an alpinistischen Flugrettungen interessiert.
Avionische Grüße

Jan van Dyk

Die Sache mit dem bodengebundenen Weitertransport

Zweifellos eine Herausforderung ist der innereuropäische Transport von Patienten. Soll ein Patient schnell in die Heimat zurückgeholt werden, bleibt häufig nur Improvisation. So entstand dann schnell ein Konstrukt, welches seines Gleichen sucht:

Mittwoch Mittag, ca. 12:00 Uhr. Das Telefon klingelt. Der Chef am Telefon: "Jan, ich brauche heute Abend einen Rettungsassistenten für einen Transport im Rettungswagen ohne Arzt vom Flughafen Brüssel nach Wuppertal. Rettungssanitäter habe ich schon. Abfahrt wäre spätestens 18:30 Uhr ab Zentrale. Die Maschine landet um 22:00 Uhr. Der Patient kommt aus Teneriffa. Genaue medizinische Infos haben wir bislang nicht."

Ich brauchte entsprechend eine kurze Zeit, um diese Informationen zu verarbeiten. Die nächste Frage, bestehend aus dem einzigen Wort "Warum?" hätte ich mir eigentlich sparen können. Der Patient erlebt eine Odyssee, weil keine Airline Kapazitäten für einen Stretcher bieten konnte. Das Ergebnis ist nun ein Flug von vier Stunden und ein Bodentransport von ca. 3,5 Stunden. Drei Stunden davon hätte man sich für einen anständigen Flug nach Düsseldorf sparen können. Dieses Problem erleben wir nicht das erste Mal. Die bisherige Krönung war ein Fernflug nach Paris und der darauf folgende bodengebundene Weitertransport nach Berlin.

Angekommen am Flughafen Brüssel stellten wir dann mit Begeisterung fest, dass vor dem Terminal Großbaustelle ist. Die Beschilderung ist ersatzlos gestrichen. Über eine Stunde suchen wir nach der Einfahrt auf das Vorfeld. Die nächste Überraschung erleben wir bei der Übergabe. Die Oberschenkelhalsfraktur ist nicht operiert oder wirklich versorgt worden. Der Patient muss also in der Maschine vom Stretcher mit der Schaufeltrage auf die Vakuummatratze. Gleichzeitig erklärt dass die Anforderung des Rettungstransportwagens - Stichwort Luftfederung. Glücklicherweise geht das Umlagern gut. Im Schleichgang treten wir den Weg nach Deutschland an. Das hatten sich alle Beteiligten anders vorgestellt.

Um zwei Uhr morgens schlagen wir im Krankenhaus in Wuppertal auf. Das Pflegepersonal schaut uns völlig erstaunt an, als kämen wir aus einer fremden Galaxie. Erst die in spanisch geschriebenen Dokumente überzeugen sie restlos, dass hier keine neue Folge von "versteckte Kamera" gedreht wird. Wir waren uns da allerdings noch nicht so sicher.

Oliver Gassmann

Linienrepatriierung aus Phuket Thailand: ein Patient erlitt während den Ferien in Phuket plötzlich einen erstmaligen epileptischen Anfall. Abklärungen im Spital zeigten einen Hirntumor als Ursache für den Epianfall.
Dem Patienten wurde empfohlen, für die weitere Diagnostik und Therapie nach Hause zu reisen. Wegen möglichen weiteren Anfällen während des Fluges, war dies natürlich nur mit medizinischer Begleitung möglich. Also bin ich nach Thailand geflogen und habe den Patienten auf dem Rückflug begleitet. Unter der antiepileptischer Therapie war der Patient stabil und der Flug verlief problemlos.
Allerdings wurde ich auf halber Strecke zwischen Thailand und Europa von einer Flightattendant angesprochen und um Hilfe gebeten, da sie wusste, dass ich als Arzt für eine Repatriierung unterwegs war. Ein anderer Flugpassagier hätte starke Bauchschmerzen und das Schmerzmittel, das er vor kurzem eingenommen hat, soeben wieder erbrochen. Ich habe mich bereit erklärt, den 'Patienten' anzuschauen, ein ca. 50-jähriger Mann, sonst gesund, klagte über heftigste Bauchschmerzen. Ich habe ihm einen venösen Zugang gelegt und verschiedene Schmerzmittel, Antiemetika und Spasmolytikum i.v. verabreicht, was leider alles nichts genützt hat. Der Patient litt noch immer an heftigen Bauchschmerzen und so habe ich angefangen, ihm starke Opiate zu verabreichen.
Aber auch diese haben kaum geholfen und er brauchte immer mehr davon. Als dann auch noch die Sauerstoffsättigung aufgrund der hohen Opiatdosen zu sinken begann, haben wir den Patienten auf einen freien Business-Sitz gelegt und ihm Sauerstoff verabreicht. Nun war es Zeit, mit den Piloten über eine Notlandung zu diskutieren, weil der Patient in einem wirklich schlechten Zustand war. Der nächste Flughafen wäre Baku in Aserbaidschan gewesen.
Von einer Landung in Aserbaidschan wollte der Patient aber nichts wissen und hat sich geweigert, sich dort hospitalisieren zu lassen. Lieber ertrage er noch ein paar Stunden die heftigen Schmerzen. So sind wir bis Zürich weitergeflogen, wo ein Ambulanzfahrzeug bereits auf uns gewartet hat. Der Patient hat als erster das Flugzeug verlassen und wurde mit der Ambulanz sofort in's nächste Spital gefahren. Nun hatte ich wieder Zeit, mich um meinen eigentlichen Repatriierungspatienten zu kümmern, bei dem zum Glück alles stabil war. Ich habe ihn noch bis in die Klinik begleitet und mich nach einem Übergaberapport an die weiterbehandelnden Ärzte verabschiedet.
Einige Tage später, meldet sich überraschend der Patient mit den Bauchschmerzen bei mir. Das Problem sei eine Darm-Ischämie gewesen und ihm musste 1 Meter schwarzer Dünndarm entfernt werden. Er war sehr glücklich, dass die OP nicht in Aserbaidschan gemacht werden musste und er es dank meiner Unterstützung bis in die Schweiz geschafft hat. Über eine gute Flasche Wein und feinste schweizer Pralinen als Dank, habe ich mich sehr gefreut.
So ist das als Flugarzt... machmal verläuft alles unspektakulär und manchmal hat man unverhofft plötzlich noch einen zweiten Patienten zu betreuen...

Dr. med. Ulrich Michael

Am 28.Januar vermittelte mir die Flugarztbörse die Begleitung eines Repatrieierungsfluges von Thessaloniki nach München und im Anschluss von Malaga nach Stockholm. Für diesen zweitägigen Einsatz gab es ein Honorar von 1000.-€, auch die Kosten für die Übernachtung im Hotel in Malaga wurden übernommen.
Nach über 35jähriger Tätigkeit in der eigener Landarztpraxis, viele Jahre als Notarzt im Rendezvous System , etlichen Zusatzbezeichnungen und zweimaliger Teilnahme an der Ausbildung für maritime Medizin, einmal auf der MSC von Kiel nach St. Petersburg und zwei Jahre später auf Mein Schiff im Mittelmeer, zwei Einsätzen als Schiffsarzt von Passau ins Schwarze Meer (die es in sich hatten), hielt ich mich für ausreichend qualifiziert auch Patienten im Flugzeug zu betreuen.
Außer Gelegenheitsflügen in kleinen Zweisitzern und Urlaubsflügen in großen Maschinen hatte ich nur Patienten als Inselarzt auf Baltrum mit Hubschrauber oder Flugzeug in nahegelegene Krankenhäuser begleitet, aber das war 1980!! Und der weiteste Flug ging nach Oldenburg.
Ich war gespannt was mich erwarten würde; der telefonische Kontakt mit der Airambulanz war professionell, ich bekam genaue Anweisung wo ich mich in München einfinden sollte und die Mobilnummer des Notfallassistenten („sie brauchen sich nicht zu sorgen, sie haben einen sehr erfahrenen Paramedic an ihrer Seite) den ich jederzeit anrufen könnte.
Neben Terminal 1 + 2 gibt es auch die General Aviation, das Gate für die private Fliegerei. Dort war ich pünktlich zwei Stunden vor Abflug – (um es vorweg zu nehmen, die 160 km Autofahrt sind mit Abstand die schlimmste Belastung bei der ganzen Tätigkeit, ob man zwei oder mehr als vier Stunden braucht steht leider in den Sternen und zuverlässiger öffentlicher Verkehr – Fehlanzeige! )
Wie angekündigt wartete mein Assistent schon auf mich; er zeigte mir wo ich die Berechtigungskarte zum Check in bekomme, ging mit mir durch Passkontrolle und Security, wie im normalen Terminal, nur viel schneller und dort wartete auch schon der Shuttlebus der uns in die nahe gelegene Halle brachte, eigentlich ein kurzer Spaziergang, aber bei Androhung von Flughafenverbot, Betreten streng verboten, auch das muss man lernen!
Ja und da standen sie: wow! Fünf verschiedene Learjets, ein Kindheitstraum mit so einer Maschine einmal mitfliegen zu dürfen und dann noch dafür bezahlt werden; das sind so Momente in denen man schon sagt: „dass ich sowas noch erleben darf“
Leider fehlt mir das technische Wissen um die Maschinen genauer zu beschreiben, die kleinen haben einen Stretcher, die großen zwei, dann gibt es eine Rückbank und zwei Sitze, es können also maximal zwei Patienten mit Begleitperson transportiert werden. Der Platzmangel ist gewaltig, es gibt auch keine Toilette, man muss es schon ohne fünf Stunden aushalten können. Die Flieger können maximal fünf Stunden fliegen dann muss getankt werden, das sind so ca. viereinhalb tausend Kilometer, mein weitester Flug bisher ging nach Ghana, da mussten wir zweimal in der Wüste zum Tanken runter.
Die Flugplanung liegt in den Händen unserer Piloten, an Bord sind der Kapitän und ein Copilot; die Jets gehören einer eigenen Gesellschaft bei der die Piloten angestellt sind.
Arzt und Notfallsani sind freiberuflich tätig. Die Airambulanz hat eigene Räume in der Flugzeughalle für das Equipment und die Medikamente. Für jeden der fünf Flieger steht das gesamte Notfallequipment wohl geordnet und überprüft, bereit. Wie in einem perfekt ausgestatteten Notarztwagen ist vom Sauerstoff über Vakuummatratze, Beatmungsgerät, Defi, Betäubungsmittel und umfangreichem Ampullarium für jeden Notfall alles Erdenkliche vorhanden.
Alles muss vor Abflug auf Vollständigkeit und Funktion geprüft werden, nach dem Einsatz ist verbrauchtes aufzufüllen und alles zu reinigen und desinfizieren.
Für die Geräte und Materialien sorgt die Airambulanz, die Ordnung und Übersichtlichkeit ist beeindruckend und macht es auch einem Neuling leicht, sich schnell zu informieren.
Sind alle unsere Geräte im Jet verladen bleibt nur wenig Platz, in den meisten Fliegern kann man nicht aufrecht stehen und auch das Sitzen ist nicht gerade komfortabel, wenn dann noch eine Begleitperson mit mehr als einer Tasche an Bord kommt wird es richtig eng. Für Personen über eins achtzig wird es schnell qualvoll, das Gleiche gilt für „starke“ Patienten über hundertzwanzig Kilo.
Was ist nun Aufgabe des Arztes? Es gibt ein Briefing mit den Personalien des Patienten und einer mehr oder weniger zutreffenden Zustandsbeschreibung, manchmal auch eine Art Arztbrief von der Versicherung. Der Patient muss „Fit for Flight“ sein, doch das muss letztendlich der Flugarzt entscheiden. Manchmal übernimmt man den Patienten vom Ambulanzfahzeug auf dem Flugfeld, manchmal fährt man mit dem Taxi ins Krankenhaus und kann dann dort, idealerweise mit dem behandelnden Arzt, den Patienten untersuchen und sich informieren. Man erlebt allerhand, in über zwanzig Einsätzen war eine gute kollegiale Zusammenarbeit leider die große Ausnahme, man ist schon froh wenn man eine englischsprechende Krankenschwester findet und die wichtigsten Unterlagen bekommt. Es kommt, wenn auch sehr selten, vor dass wegen Sprachschwierigkeiten keine Kommunikation zustande kommt, kein Arzt oder Pflegepersonal verfügbar ist und man sich fühlt wie ein Dieb der einen Patienten aus dem Krankenhaus entführt; die Patienten sind immer sehr gerührt und froh uns zu sehen und zu wissen dass es nun in die Heimat geht, wir bringen die Patienten nicht nur nach Deutschland sondern in alle möglichen Herkunftsländer. Unabhängig von der Krankenhaussituation sind wir in ständigem Kontakt mit unserer Zentrale und oft auch mit der Versicherung des Patienten, so kann die Verantwortung in unklaren Fällen geteilt werden.
Die Diagnosen gehen quer durch die Notfallmedizin: Polytraumata nach Unfällen, Tetraplegien nach HWK Frakturen, Querschnittslähmungen, Schlaganfälle, dekompensierte COPD, die ganze Bandbreite kardiovaskulärer Erkrankungen, Malignome mit akuter Symptomatik, Hirnblutungen und andere neurologische Akutfälle, es gibt nichts was es nicht gibt und man weiß nie ganz genau was auf einen zukommt.
Mit der Ambulanz wird der Patient zum Flieger gebracht, wir müssen alle notwendigen Geräte mitnehmen da man nie weiß was in der jeweiligen Ambulanz vorhanden ist, der Patient muss außerhalb des Flugzeuges für die Vitalparameter verkabelt werden, braucht, wenn nötig seine Zugänge und Beatmungsutensilien, im Flugzeug ist es viel zu eng um das zu tun, hier muss für jeden Notfall vorgesorgt sein.
Nun kommt der Patient von der Ambulanzliege auf unseren Stretcher und mittels einer Gleitschiene wird er dann in das Flugzeug verladen, alle helfen mit doch es liegt in der Verantwortung des Arztes dass vom Tubus bis zum Blasenkatheter nichts geknickt, gezerrt oder gar abgerissen wird.
Wenn alles seine Ordnung hat und der Patient mit allem versorgt werden kann was er benötigt, geht es Richtung Heimat; dort das umgekehrte Procedere, ausladen und in das Ambulanzfahrzeug, fährt ins, von der Versicherung, vorbestellte Krankenhaus und Übergabe des Patienten.
Bleibt noch die Dokumentation, papierlos, mit IPod und natürlich auf Englisch. Hört sich vielleicht alles schwierig und kompliziert an, ist es auch aber der Notfall Assistent ist perfekt und alles ist idealerweise Teamwork, jeder hilft jedem, das macht die Arbeit zur Freude in diesem kleinen Kreis.
Es gibt auch regelmäßig fachbezogene Fortbildungen, mir als Arzt im Ruhestand ist es Ansporn mich fit zu halten, praktisch natürlich meine Verfügbarkeit, sicher ein Problem für viele Kollegen die halt nicht schnell mal ein oder zwei Tage weg können und leider muss es immer schnell gehen.
Für mich hat sich ein Traum erfüllt, das Fliegen ist herrlich, die Patienten sind dankbar und das Team ist großartig, ich hoffe nur dass ich selbst fit bleibe um diese schöne Tätigkeit noch länger ausüben zu können.

Rudolf Brettner

Ambulanztransport aus Bolivien. Nach fast 30 Jahren Rückholfliegerei dachte ich schon fast alles gesehen zu haben:
Im Mai wurden wir (Arzt und RA) beauftragt ein 20-jähriges Mädchen mit schweren Verbrennungen nach Blitzschlag aus La Paz zu repatriieren. Vor Ort trafen wir eine Patientin mit 2-3 gradigen Verbrennungen im Gesicht, Oberkörper, Hände und Füße. Auf dem 18-stündigen Rückflug entwickelte die Patientin zusätzlich noch eine Sepsis. Ob sie letztendlich überleben wird, ist derzeit noch ungewiss.
Der Einsatz blieb uns deshalb so in Erinnerung, da wir beide Kinder in diesem Alter haben und mitfühlen können, was die Eltern gerade durchmachen.

Max Bucher

Der Transport peripherer Blutstammzellen (PBSC) ist zwar planbar und es entsteht ein Zeitfenster von der Spende über den Transport bis zu Tranplantation.
Da diese Zeitfenster jedoch absolut fix ist, ist die Transportlogistik (insbesondere bei Transport per Flugzeug) enorm wichtig.
Flugausfälle und -verspätungen jeglicher Art erfordern minutenschnelle Reaktionen seitens aller Beteiligten.
Die in manchen Blogs vertretene Auffassung, Menschen, die solche Transporte durchführen, seien nichts anderes als bessere Pizza-Boten, verkennt die enorme Verantwortung für das Überleben eines Patienten irgendwo auf dieser Welt.
Kommt die Pizza zu spät, ist sie kalt, kommt die PBSC-Spende zu spät,.........

Stefan Kuklinski

Nach inzwischen 3 Einsätzen als Flugarzt ein kurzes Fazit dieser Erfahrungen. Für mich stellt diese Form der Arbeit eine deutliche Bereicherung meines klinischen Alltags (als Facharzt für Anästhesie in eigener Praxis niedergelassen) dar. Ein kleines Team (Pilot, Kopilot, Pfleger und Arzt) muss innerhalb einer kurzen Zeit auf engem Raum ein größeres oder kleineres medizinisches Problem stabil halten. Ich denke so kann man es kurz zusammen fassen. Alle Einsätze führten uns ins Ausland z.T. mit einer Übernachtung vor Ort. Es war immer interessant sich mit der Situation und den Kollegen vor Ort auseinander zu setzen. Das Team hat immer gut funktioniert, was sicher ein ganz wichtiger Punkt ist, eher etwas für gewohnte Teamplayer. Die Flugzeuge sind klein und schnell, haben aber z.T. wenig Komfort (kein WC !). Die Bezahlung alleine wäre sicher kein Grund , da kann man am Boden mehr verdienen. Anderseits ist es wirklich ein kurzes schnelles Abenteuer das man auf diese Art erlebt. Auch fachlich kann das ganze schnell eine Herausforderung werden, nur selten war der Patient so wie angekündigt. Improvisation ist also durchaus gefragt. Für mich eine absolute Empfehlung, zumindest als gelegentliche Auflockerung des Alltags.

Dr. med. Michael Lingner, Facharzt für Allgemeinmedizin

Ich bin erst seit einigen Monaten bei der Flugarztboerse dabei. Nach einigen Wochen hatte ich die meisten Unterlagen zusammen. Ende Oktober 2018 habe ich in Nürnberg den DIVI-Intensivtransportkurs absolviert, der ein absolutes highlight ist (unter anderem Fluggerätebesichtigung auf dem Flughafen Nürnberg). O.k., ich bin kein Anaesthesist oder Intensivmediziner, aber ich denke, für einfachere Repatrierungen schon geeignet. Bisher habe ich nur Anfragen als Schiffsarzt bekommen. Mal sehen, wie es weitergeht. Da ich hauptberuflich eine durchaus nicht kleine Allgemeinpraxis führe, muss ich sehen, wie ich das Projekt Flugrepatrierung umsetzen kann. Interessant ist es allemal. Wenn Aufwand und Ertrag stimmen, könnte ich mir das durchaus hauptberuflich vorstellen. Viel Unterstützung, Tipps und Ratschläge sowie Informationen habe ich vom Kollegen Ottomann aus Berlin bekommen; vielen Dank hierfür!
Ich kann nur jedem empfehlen, der von der Fliegerei auch nur ein bisschen begeistert ist, gern reist und an der Bewältigung vielfältiger Aufgaben interessiert ist, einfach mit der Anmeldung zu starten.
Mit lieben kollegialen Grüßen
Dr. Lingner, Bad Laer bei Osnabrück

Dr. Christian Strobl

Hallo an alle Mitstreiter.

Von 2007 bis 2015 war ich als Fliegerarzt bei der Bundeswehr am Flughafen Köln-Bonn und danach in Penzing tätig. In dieser Funktion habe ich nicht nur zahlreiche Repatriierungsflüge durchgeführt, sondern hatte auch die volle Weiterbildungsermächtigung für die Zusatzausbildung Flugmedizin. 2012 trat die Bayerische Landesärztekammer mit der Frage an mich heran, ob ich Interesse an einer Tätigkeit als Prüfer für die ZB hätte. Seitdem prüfe ich ein- bis zweimal im Jahr Kollegen, die diese Zusatzausbildung erwerben möchten.
Ich möchte jeden ermuntern, bei Vorliegen der Voraussetzungen diese Zusatzausbildung Flugmedizin zu erwerben. Die Kurse sind natürlich nicht billig und auch zeitintensiv, aber die 6-monatige Weiterbildungszeit kann (zumindest in Bayern) durch "kollegiale Gespräche", die alle 2 Wochen z.B. am Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck stattfinden, ersetzt werden.
Die Prüfungen, an denen ich bislang teilgenommen habe, liefen sehr entspannt ab. Schwerpunkte sind Reisemedizin, Lufttransport Verletzter und Erkrankter (das sollte für keinen von Euch ein Problem sein) und natürlich die Tauglichkeitskriterien für Piloten nach JAR-FCL. Bisher haben alle "meine" Prüflinge bestanden.
Da es bundesweit nur wenige Prüfer für diese Zusatzausbildung Flugmedizin gibt, werden in Bayern auch externe Prüflinge aus anderen Ärztekammern geprüft.
Also, vielleicht sehen wir uns ja in einer der nächsten Prüfungen. Bis dahin, viel Erfolg an alle!!!

Stefanie Tunger

Für alle diejenigen, die durch die Flugarztbörse neu in diese wunderbare Welt eintreten Patienten rund um den Globus zu begleiten, hier einige Stories aus einem langen Flugarzt-Leben.
Da war die Frau, die alles richtig machen wollte und für einen neuen Sport extra Unterrichtsstunden buchte. Bei der Vorbereitung kam die Windböe... hoher Querschnitt! Jetzt nach über einem Jahr kann sie wieder laufen und ihren Beruf ausüben.
Der Teenager, der in Amerika vom Rezidiv seines Hirntumors erfuhr. So traurig der Fall war... mit einem Flug in der Business Class wurde ihm wenigstens ein kleiner Wunsch erfüllt.
Die verwirrte 90jährige, die auf dem Flug von Südafrika 25x auf das WC begleitet werden musste.. auch sie landete unbeschadet am Heimatort. Und brach sich zwei Tage später im Heim in einem unbeobachteten Moment den Oberschenkelhals.
Der mutige Mann, der trotz Hemiparese in Mexiko mit den Delfinen geschwommen ist und sich damit einen Herzenswunsch erfüllt hatte. Alles lief nach Plan bis er sich die Fotos ansehen wollte und am Beckenrand ausrutschte... da war das Bein kaputt.
Der Multimorbide auf den Kanaren, der nicht fit-to-fly war und dadurch seiner Frau sehr geholfen hat. Sie erlitt auf dem Rückflug eine Synkope und konnte den bestellten Sauerstoff ihres Mannes gut gebrauchen. Auf diese Weise bekam sogar dieser “Leer”-Flug einen Sinn.
Man sieht in diesem Job viele fremde Länder und Kulturen. Man denkt viel über die Unterschiede zu unserer medizinischen Versorgung nach, über die Schicksale der einzelnen Patienten.
Worüber ich aber nie nachdenken werde ist diesen vielseitigen Job an den Nagel zu hängen!
Ich hoffe hier bald von vielen Kollegen ähnlich positive Erlebnisse zu lesen!

Charite Universitätsmedizin Berlin - Flugmedizin

Wir wünschen unseren Berliner Kollegen einen guten Start und viel Erfolgt mir der Flugarztbörse!

Dr. med. Alexander Etti

Hallo Flugarztbörse,
ich bin gerade in Pattaya einen ICU Patienten abholen und freue mich über die neue Plattform und einen regen Austausch. Bitte auch in der DGLRM aktiv teilnehmen. Ich empfehle die DGLRM Arbeitsgruppe Notfallmedizin und Luftrettung, sie widmet sich der Bearbeitung notfallmediznischer Fragestellungen und speziell auch Aspekten der Luftrettung. Dieses Aufgabenfeld stellt eine engumschriebene Schnittmenge zwischen dem klinisch-notfallmedizinischen Bereich und dem flugmedizinischen Bereich dar. Hierzu ist die Expertise aus beiden Bereichen notwendig, um spezifische Aspekte zu bewerten und zu analysieren.
Schwerpunkte der Arbeitsgruppe ist insbesondere die Analyse von Flugunfällen (z.B. Rettungshubschrauber) sowie das Management von Notfällen im Zusammenhang mit der Flugmedizin (z.B. Notfallmedizinische Ausstattung an Bord von Luftfahrzeugen). Die AG führt eigene Forschungsprojekte in Zusammenarbeit mit mehreren Universitätskliniken durch. Daneben sind AG-Mitglieder auch in anderen Arbeitsgruppen involviert.

Antwort von Priv.-Doz. Dr. med. Christian Ottomann

Jürgen

Lieber Christian,
herzlichen Dank für Deine Mail - Du hast ja immer wieder tolle Ideen ! Ob es nun eine gute Idee ist, einen alten Zausel wie mich als Gallionsfigur auf Deiner schönen neuen Website zu setzten statt eines kurvenreichen, langbeinigen, blonden, bildschönen, jungen Rettungs-Hasen mag bezweifelt werden dürfen...
etwas dagegen habe ich nicht, wenn Du es denn wagen willst.
Habe in dem tatsächlich recht grossen Fundus der Bilder, der sich im Laufe der 23 Jahre Repat Missions angesammelt hat nachgeschaut, muss aber feststellen, daß man zu 99% persönliche Erinnerungen festgehalten hat, die thematisch zumeist um den eigentlichen Transport herum angesiedelt sind und sich für die Flugarzzbörsen Website nicht recht eignen. Grüße Jürgen

Dominik

Glückwunsch zur neuen Flugarztbörse!!! Wir hoffen sie wird so erfolgreich wie die Schiffsarztbörse!

Dr. med. Cem Meric

Liebes Flugarztbörsen Team,
dass Klinikum Nürnberg wünscht alles Gute zum Start.
Holm und Rippenbruch!

Foto Boarding Arzt

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