
Flugarzt
Flugarzt - Definition und Aufgaben
Ein Flugarzt oder Flugärztin ist ein Arzt, der auf die medizinischen Anforderungen im Bereich der Luftfahrt spezialisiert ist. Der Flugarzt ist für die Untersuchung und Beurteilung der körperlichen und geistigen Gesundheit von Menschen zuständig, die im Luftverkehr tätig sind, insbesondere von Piloten, Flugbegleitern und anderen Luftfahrtpersonal.
1. Untersuchung der Flugtauglichkeit
Ein Flugarzt führt medizinische Untersuchungen durch, um festzustellen, ob eine Person den Gesundheitsanforderungen für die Luftfahrtberufe entspricht. Diese Untersuchungen sind darauf ausgelegt, sicherzustellen, dass die Person in der Lage ist, die besonderen physischen und mentalen Anforderungen im Flugverkehr zu bewältigen.
2. Ausstellung von Flugtauglichkeitszeugnissen
Der Flugarzt stellt Flugtauglichkeitsbescheinigungen aus, die für Piloten und Crew-Mitglieder erforderlich sind. Diese Bescheinigung bescheinigt, dass die Person in körperlicher und geistiger Hinsicht fit für die Ausübung ihres Berufs ist. Es gibt unterschiedliche Klassen von Flugtauglichkeitszeugnissen:
- Klasse 1: Für Berufspiloten (z. B. kommerzielle Piloten).
- Klasse 2: Für Privatpiloten.
- Klasse 3: Für Fluglotsen und andere Luftfahrtberufe.
3. Medizinische Überwachung und Beratung
Ein Flugarzt überwacht die Gesundheit von Luftfahrtpersonal, das möglicherweise an chronischen Erkrankungen oder Gesundheitsproblemen leidet. Dies kann regelmäßige Folgeuntersuchungen beinhalten, um sicherzustellen, dass die Person weiterhin flugtauglich bleibt. Er berät auch zu Themen wie:
- Umgang mit Stress und psychischen Belastungen
- Gesundheitliche Risiken im Zusammenhang mit der Luftfahrt (z. B. Strahlenbelastung in großen Höhen)
- Impfungen und Reisemedizin, besonders für Piloten, die internationale Flüge durchführen
4. Medizinische Notfälle und Fitness zur Arbeit
Flugpersonal, das krank oder verletzt ist, muss oft von einem Flugarzt beurteilt werden, um festzustellen, ob es arbeitsfähig ist. Der Flugarzt kann auch eine Rückkehr zur Arbeit nach Krankheit oder Unfall überwachen, um sicherzustellen, dass der Mitarbeiter fit für den Dienst ist.
5. Gutachten und Empfehlungen
Falls es gesundheitliche Bedenken gibt (z. B. eine Krankheit oder eine psychische Erkrankung), kann der Flugarzt ein Gutachten erstellen, um festzustellen, ob die betreffende Person weiterhin flugtauglich ist oder ob sie besondere Maßnahmen ergreifen muss.
6. Spezielle Untersuchungen für Flugpassagiere
In seltenen Fällen führt ein Flugarzt auch medizinische Untersuchungen bei Flugpassagieren durch, die aufgrund von gesundheitlichen Problemen eine spezielle Betreuung oder einen besonderen medizinischen Status benötigen (z. B. bei schweren Erkrankungen oder Behinderungen, die Reisen beeinträchtigen könnten).

Flugarzt Ausbildung
Weiterbildung zum Flugarzt
Die Ausbildung zum Flugarzt stellt eine spezialisierte Form der ärztlichen Weiterbildung dar, die darauf abzielt, medizinische Fachkräfte für die Anforderungen und speziellen Gegebenheiten der Luftfahrtmedizin auszubilden. Diese Ausbildung ist entscheidend, um die Gesundheit und Flugtauglichkeit von Piloten, Flugbegleitern, Fluglotsen und anderen Luftfahrtmitarbeitern sicherzustellen und die medizinische Sicherheit im Luftverkehr zu gewährleisten.
1. Voraussetzungen für die Ausbildung zum Flugarzt
Die grundlegenden Anforderungen für die Zulassung zur Ausbildung zum Flugarzt sind identisch mit denen für die Allgemeinmedizin. Ein angehender Flugarzt muss:
- Medizinisches Studium: Ein abgeschlossenes Studium der Medizin an einer anerkannten Universität ist Voraussetzung. In Deutschland ist dies in der Regel ein Staatsexamen, das mit der Approbation als Arzt abschließt.
- Approbation: Nach Abschluss des Studiums muss der Arzt in seinem Heimatland approbiert sein, um in der Medizin arbeiten zu können.
- Berufserfahrung: In vielen Ländern wird eine gewisse Berufserfahrung in der Allgemeinmedizin, Inneren Medizin oder einem verwandten Fachgebiet vorausgesetzt. Diese Erfahrung ist wichtig, um die breite medizinische Praxis zu beherrschen, bevor die Spezialisierung auf Luftfahrtmedizin erfolgt.
2. Fachliche Ausbildung und Spezialisierung
Die spezialisierte Ausbildung zum Flugarzt erfolgt in der Regel im Rahmen einer zusätzlichen Weiterbildung und wird in vielen Ländern von der zuständigen Luftfahrtbehörde oder von anerkannten medizinischen Fachgesellschaften überwacht.
2.1 Kurse und Fortbildungen
Die Weiterbildung zum Flugarzt ist in Deutschland beispielsweise durch die Luftfahrtmedizinische Fachgesellschaft und die Luftfahrtbehörden geregelt. Um als Flugarzt arbeiten zu können, müssen angehende Luftfahrmediziner spezifische Luftfahrtmedizinische Schulungen und Prüfungen absolvieren. Diese beinhalten sowohl theoretische als auch praktische Komponenten, die die folgenden Themen abdecken:
-
Medizinische Anforderungen der Luftfahrt: Hierzu gehören die besonderen physischen und psychischen Anforderungen an Piloten und Luftfahrtpersonal. Dazu werden die physiologischen Bedingungen der Luftfahrt, wie Hypoxie (Sauerstoffmangel), G-Kräfte, Strahlenbelastung und der Einfluss von Geschwindigkeit und Höhen auf den menschlichen Körper behandelt.
-
Klinische Untersuchungstechniken für die Luftfahrt: Flugarzt-Ausbildung umfasst auch die spezielle klinische Untersuchung, die erforderlich ist, um die Flugtauglichkeit von Luftfahrtpersonal zu bewerten. Hierzu zählen die kardiologischen Untersuchungen, die neurologische Abklärung und die psychologische Beurteilung der Fitness für den Dienst.
-
Spezifische Krankheitsbilder in der Luftfahrt: Ein Flugarzt muss mit den häufigsten gesundheitlichen Problemen von Piloten und Flugbegleitern vertraut sein, wie z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychischen Belastungen, Schlafstörungen, Höhenkrankheit, Dekompressionskrankheit und den Auswirkungen von Jetlag.
2.2 Facharztweiterbildung
Ein Flugarzt hat häufig eine zusätzliche Facharztausbildung in einem anderen medizinischen Bereich abgeschlossen, z. B. in der Innere Medizin, Kardiologie, Neurologie oder Psychiatrie. Dies ist notwendig, um die diagnostischen Fähigkeiten zu schärfen und umfassendere Bewertungen der physischen und psychischen Gesundheit von Luftfahrtpersonal vorzunehmen.
Die Ausbildung kann zudem in einem Flughafenmedizinischen Zentrum oder einer medizinischen Einrichtung durchgeführt werden, die auf die Begutachtung und Betreuung von Piloten und Crew-Mitgliedern spezialisiert ist.
2.3 Prüfungen und Zertifizierungen
Um die Zulassung als Flugarzt zu erhalten, müssen Absolventen der spezialisierten Ausbildung verschiedene Prüfungen ablegen. Diese Prüfungen bestehen aus einer schriftlichen Prüfung, die die theoretischen Kenntnisse in der Luftfahrtmedizin testet, sowie einer praktischen Prüfung, bei der die klinischen Fähigkeiten in der Bewertung der Flugtauglichkeit demonstriert werden müssen. In einigen Ländern erfolgt auch eine Erneuerung der Zertifizierung in regelmäßigen Abständen, um sicherzustellen, dass der Flugarzt auf dem neuesten Stand der medizinischen und luftfahrttechnischen Anforderungen bleibt.
3. Spezialisierungen innerhalb der Flugarzt-Ausbildung
Ein Flugarzt kann sich zusätzlich auf verschiedene Teilbereiche der Luftfahrtmedizin spezialisieren. Diese Spezialisierungen können umfassen:
-
Luftfahrpsychologie: Flugärzte mit diesem Schwerpunkt sind auf die Beurteilung der psychischen Gesundheit von Luftfahrtpersonal spezialisiert. Dazu gehören die psychologische Eignungsuntersuchung von Piloten und Fluglotsen sowie die Behandlung von Stress, Angststörungen oder posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS), die durch den Beruf ausgelöst werden können.
-
Spezielle Flugmedizin: Diese Spezialisierung umfasst die Behandlung und Prävention von gesundheitlichen Problemen, die bei extremen Bedingungen in der Luftfahrt auftreten können, wie etwa Höhenkrankheit, Thrombosegefahr bei langen Flügen oder die Auswirkungen von G-Kräften bei Kampfpiloten.
-
Reisemedizin: Flugärzte, die sich auf Reisemedizin spezialisieren, beraten und behandeln Piloten und Crew-Mitglieder, die auf internationalen Strecken unterwegs sind. Dies beinhaltet Impfungen, die Prävention von Tropenkrankheiten und die Behandlung von gesundheitlichen Notfällen während des Fluges.
4. Rechtliche und ethische Grundlagen
Flugärzte müssen nicht nur medizinisches Wissen, sondern auch ein fundiertes Verständnis für die rechtlichen und ethischen Grundlagen der Luftfahrtmedizin haben. Hierzu gehört die Kenntnis von:
- Luftfahrtgesetzen und internationalen Standards (z. B. den Vorschriften der International Civil Aviation Organization, ICAO).
- Datenschutz und Schweigepflicht im medizinischen Kontext.
- Die Entscheidung über die Flugtauglichkeit ist oft von großer Bedeutung, da sie das berufliche Fortkommen von Piloten oder Flugbegleitern beeinflussen kann. Daher müssen Flugärzte ethische Prinzipien in ihre Entscheidungen einfließen lassen.
5. Berufsperspektiven und Arbeitsumfeld
Flugärzte arbeiten in verschiedenen Bereichen der Luftfahrt, wie z.B. bei nationalen und internationalen Fluggesellschaften, in Luftfahrtkliniken, in staatlichen Luftfahrtbehörden oder in privaten medizinischen Einrichtungen, die Luftfahrtpersonal betreuen. Die Arbeit ist sowohl in der klinischen Patientenversorgung als auch in der Luftfahrtforschung von Bedeutung.
Ein Flugarzt hat zudem die Möglichkeit, sich als beratender Arzt oder Gutachter für Luftfahrtunternehmen, Versicherungen oder für Flugunfallermittlungen zu betätigen.

Flugärzte in Deutschland
Anzahl der Flugärzte
In Deutschland gibt es insgesamt eine vergleichsweise kleine, aber spezialisierte Gruppe von Flugärzten. Genauer gesagt, sind etwa 200 bis 300 Ärzte als Flugmediziner tätig, die sich auf die medizinische Untersuchung und Betreuung von Luftfahrtpersonal spezialisiert haben.
Diese Zahl kann variieren, da Flugärzte in verschiedenen Bereichen arbeiten können – zum Beispiel in der Luftfahrtmedizinischen Begutachtung von Piloten, Flugbegleitern, Fluglotsen und anderen Luftfahrtangestellten, sowie in der Reisemedizin oder als Gutachter für Versicherungen und Behörden.
Anerkennung zum Flugarzt
Die Anerkennung zum Flugarzt in Deutschland erfolgt durch das Luftfahrt-Bundesamt (LBA), die zentrale Behörde für die Luftfahrtmedizin in Deutschland. Das LBA ist für die Zulassung und Aufsicht über die Flugmedizinischen Begutachtungen und die qualifizierten Flugärzte verantwortlich.
Schritte zur Anerkennung als Flugarzt
-
Medizinische Grundausbildung: Voraussetzung ist ein abgeschlossenes Studium der Medizin und die Erteilung der Approbation als Arzt. Die ärztliche Grundausbildung wird nicht direkt durch das LBA anerkannt, aber sie ist Voraussetzung für die Weiterbildung zum Flugarzt.
-
Spezialisierte Weiterbildung: Nach dem Medizin-Studium muss der Arzt eine spezielle Fortbildung in Luftfahrtmedizin absolvieren. Diese wird von der Luftfahrtmedizinischen Gesellschaft (LAG) oder von spezialisierten Instituten angeboten. Die Weiterbildung umfasst Themen wie:
- Medizinische Anforderungen an Luftfahrtpersonal
- Einflüsse der Höhenkrankheit, der G-Kräfte und der Flugphysiologie auf den menschlichen Körper
- Diagnose und Behandlung spezifischer Erkrankungen von Piloten und Flugbegleitern
- Psychische Gesundheit und Eignungsdiagnostik für die Luftfahrt
- Notfallmedizinische Versorgung während des Flugbetriebs
-
Prüfung durch das LBA: Nach erfolgreichem Abschluss der Weiterbildung kann der Arzt eine Prüfung beim LBA ablegen. Diese Prüfung testet sowohl die theoretischen Kenntnisse in der Luftfahrtmedizin als auch die praktischen Fähigkeiten zur medizinischen Untersuchung und Beurteilung der Flugtauglichkeit von Luftfahrtpersonal.
-
Zulassung als Flugarzt: Nach erfolgreicher Prüfung wird der Arzt offiziell als Flugarzt anerkannt. Er ist nun berechtigt, Flugtauglichkeitsuntersuchungen durchzuführen und die medizinische Eignung von Piloten, Fluglotsen, Flugbegleitern und anderen Mitarbeitern der Luftfahrt zu beurteilen.
Luftfahrtbundesamt
Aufgaben des LBA in der Flugmedizin
Das Luftfahrt-Bundesamt hat die Aufgabe, die Luftfahrtmedizinische Ausbildung und die Eignungsbeurteilungen regelmäßig zu überwachen und sicherzustellen, dass die medizinischen Standards für die Luftfahrt eingehalten werden. Zu den wichtigsten Aufgaben gehören:
- Erstellung der Anforderungen für die Flugmedizinische Eignungsbeurteilung (z. B. in Bezug auf körperliche und geistige Gesundheit)
- Überwachung und Audits der Flugarztpraxen und der medizinischen Gutachten
- Zertifizierung und Überprüfung der medizinischen Ausbildung und Fortbildung von Flugärzten
- Regelmäßige Fortbildungen und Zertifikatsverlängerungen für Flugarzte, um sicherzustellen, dass diese auf dem neuesten Stand der Luftfahrtmedizin sind
In Deutschland erfolgt die Anerkennung und Zulassung von Flugarzten daher in enger Zusammenarbeit zwischen der Luftfahrtmedizinischen Fachgesellschaft, den zuständigen Luftfahrtbehörden und spezialisierten medizinischen Einrichtungen.
